Cora Wolf traf MdB Stefan Schmidt in Regensburg
Treffen mit MdB Stefan Schmidt
Am 25.02.2019 besuchte mich MdB Stefan Schmidt (Bündnis 90/ Die Grünen) mit seinem Mitarbeiter in meiner Praxis in der Regensburger Innenstadt. Auch ein Vertreter der Donau-Post wohnte unserem Gespräch bei.
Zwei Stunden nahm sich MdB Stefan Schmidt Zeit, um sich über die Lage der Logopäd*innen in Regensburg und Umgebung zu informieren und das LOTSE Gutachten entgegen zu nehmen.
„Logopädie? Ah, du hilfst lispelnden Kindern!“
Wie oft hören wir heute noch diesen Satz? Um das Bild logopädischer Arbeit zu schärfen, klärte ich die Anwesenden zunächst über die vielfältigen Störungsbilder unserer Patienten von Säuglingen mit Fütterstörung bis zu hochbetagten Menschen mit Schluckstörungen auf. Damit wurde klar, welche Bandbreite wir abdecken und was diesbezüglich Weiterbildung und Arbeitsbelastung mit sich bringt. Dass wir die Weiterbildungskosten komplett selber tragen, obwohl sie (wie ich finde auch notwendige) Pflicht sind, stieß auf Kopfschütteln.
„Warum habe ich Sie eingeladen?“
Ich wollte nicht nur auf meine Situation hinweisen, sondern auch auf die der Patienten. Die Versorgung von Akutpatienten und Hausbesuche sind momentan kaum mehr möglich und für Praxispatienten wachsen die Wartezeiten immer mehr an. Zwischen zwei und sechs Monaten sind Alltag geworden. Verzweifelte Menschen am Telefon keine Seltenheit mehr. Woher kommt das? Weil immer mehr Kollegen hinschmeißen und immer weniger nachkommen, gleichzeitig durch den demografischen Wandel jedoch immer mehr Menschen Therapie benötigen. Wir haben also einen ausgewachsenen Fachkräftemangel. Zudem habe ich MdB Schmidt darauf hingewiesen, dass notwendige Therapien oft nicht mehr verschrieben werden. Der Hausarzt schickt zum Neurologen und dieser wieder zurück zum Hausarzt, der Patient bleibt unversorgt.
„Was schreckt davor ab, diesen tollen Beruf zu erlernen und dabei zu bleiben?“
Hauptthema war natürlich die geringe Vergütung. Wie in LOTSE nachzulesen, beinhaltet eine Therapie mit 45 min insgesamt einen Arbeitsaufwand von 76 min. Ich schlüsselte alle Tätigkeiten genau auf, die unter die 76 min zählen, aber auch alle, die zusätzlich noch anfallen. Auch aktuelle Spezialfälle, die viel unbezahlte Zusatzzeit beanspruchen, konnte ich anbringen. Das Thema Hausbesuche sprach ich dabei noch extra an, um aufzuzeigen, dass die Hausbesuchspauschale nur bis zu einem Zeitaufwand von 10 min Fahrtzeit die Kosten abdeckt, alles darüber jedoch ein Minusgeschäft ist. Auch anfallende Parkgebühren und Zeit zur Parkplatzsuche stellen ein Problem in den größeren Städten dar. In diesem Kontext konnte ich aufzeigen, dass auch die jetzt um 30% gestiegene Vergütung seit 2015 nicht ausreicht und außerdem nur den Reallohnverlust der vorherigen Jahre ausgleicht. Ich berichtete aus eigener Erfahrung, dass es unmöglich ist, genügend in die Altersvorsorge zu stecken und dies in den nächsten Jahren noch ausgeglichen werden muss, um nicht in der Altersarmut zu landen. Auch das Thema Schulgeld in Bayern und das Nicht-Einhalten des Wahlversprechens seitens der Bayerischen Regierung (Stand Februar 2019), das Schulgeld abzuschaffen, wurde aufgegriffen.
Mit irrwitzigen Beispielen aus dem Bürokratiewahnsinn rundete ich das Thema Attraktivität unseres Berufs ab und drückte den Wunsch nach der Blankoverordnung und evtl. auch den Direktzugang aus.
Akademisierung, Berufsvoraussetzungen, Sitz im Gemeinsamen Bundesausschuss, Eckpunktepapier, Sofortprogramm Therapieberufe und weitere Themen kamen natürlich auch zur Sprache.
MdB Schmidt signalisierte von Anfang an, dass er und seine Partei alle Forderungen der Therapeuten unterstützen. Er zeigte großes Interesse für die Thematik und versprach sich dafür einzusetzen, dass der Beruf „Logopäde/in“ wieder attraktiver wird und so schnell wie möglich Änderungen kommen, die die Arbeitsbelastung wieder senken. Ich händigte ihm anschließend nicht nur ein Exemplar des Gutachtens sondern noch zusätzliches Material zum Thema Berufspolitik aus. Darunter auch meinen Brandbrief, den ich im April 2018 schrieb und den Heiko Schneider von den Therapeuten-am-Limit mit vielen Kollegen von Frankfurt nach Berlin zum Bundesgesundheitsministerium radelte.
Ich möchte Herrn Schmidt, sowie seinem Mitarbeiter und dem Vertreter der Donau-Post recht herzlich danken, dass sie ein Ohr für meine und die Sorgen unserer Patienten in der Stadt hatten und in sehr angenehmer Atmosphäre viel Interesse an meinen Beruf und den Missständen zeigten.
Danke aber auch an LOGO Deutschland, die Vereinten Therapeuten und Therapeuten-am-Limit für ihre unermüdliche Arbeit und das Bereitstellen von Informationsmaterial! Das hat mir die Vorbereitung auf das Gespräch mit Herrn Schmidt sehr erleichtert!