Vereinte Therapeuten: Demonstration am 9.3. in Leipzig
Eine gute Zusammenfassung veröffentlichte der mdr:
Mit kreativen Plakaten und Verkleidungen haben hunderte Therapeuten gegen die desolaten Zustände in ihrer Branche demonstriert. Sie fordern mehr Geld und weniger Bürokratie. Auch die Ausbildung soll verbessert werden, sonst drohe eine Unterversorgung.
Physiotherapeuten, Podologen und Masseure aus der ganzen Bundesrepublik haben in Leipzig für bessere Arbeitsbedingungen in ihrer Branche demonstriert. Nach Angaben des Veranstalters „Vereinte Therapeuten“ sollen sich knapp 1.000 Menschen am Protestzug beteiligt haben. Der Interessenverband hatte parallel zur Fachmesse „therapie Leipzig“ zur Demonstration aufgerufen.
„Es geht um die finanzielle Verbesserung unserer Therapieberufe, um eine Entbürokratisierung, um die bundeseinheitliche Schulgeldfreiheit und Mitbestimmungsrecht im gemeinsamen Bundesausschuss“, sagt Thomas Etzmuß, Vorsitzender des Therapeutenverbandes. Finanziell lohne sich der Beruf kaum noch. Momentan müsse man mit weniger als einem Euro pro Therapieminute rechnen. „Und da sprechen wir von Umsatz. Da können sie nochmal einiges abziehen.“ Realistisch sei ein Minutensatz von etwa 1,50 Euro, um auch künftig angemessene Löhne in der Branche zahlen zu können.
Bürokratiewahnsinn und hohe Ausbildungskosten
Eine kleine Umfrage unter den Demonstranten zeigte, dass sich Therapeuten aus der ganzen Republik beteiligt haben. Ihre wichtigsten Anliegen sind ganz unterschiedlich: „Ich komme aus dem Main-Taunus-Kreis und demonstriere insbesondere gegen den Bürokratiewahnsinn. Wir werden praktisch davon abgehalten, unsere Patienten so zu behandeln, wie es eigentlich notwendig wäre.“ – „Ich komme aus Regensburg und es kann nicht sein, dass wir so viel in die Ausbildung investieren müssen und später noch mehr Geld für Zusatzqualifikationen bezahlen müssen.“ – „Ich bin Ergotherapeutin aus Leipzig und bin für Ausbildungsvergütung und nicht nur Schulgeldfreiheit. Da liegt der Unterschied.“
Vom Nikolaikirchhof über den Augustusplatz und den südlichen Stadtring sind die Demonstranten zum Marktplatz gezogen. Kurzzeitig musste die Polizei dafür Straßen absperren. Immer vornweg lief Thomas Etzmuß mit dem Megafon und animierte den Zug zu Sprechchören und Trillerpfeif-Konzerten. Am Alten Rathaus war dann bereits eine große Bühne aufgebaut und eine Rockband empfing die demonstrierenden Therapeuten.
„Das Signal geht heute deutlich an die Politik und ist eine Sensibilisierung in der Öffentlichkeit für die Probleme von uns Therapeuten“, sagt der Verbandsvorsitzende Etzmuß. „Wir haben schon Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Wenn es keine Therapeuten mehr gibt, dann sind die Patienten irgendwann nicht mehr versorgt.“
Unterstützung aus der Politik
Zuspruch bekommen die Therapeuten auch aus der Politik. Der CDU-Gesundheitspolitiker Roy Kühne hat Verständnis für den Frust der Branche. „Die Geduld der Berufsgruppe ist einfach zu Ende. Die Entlohnung der Therapeuten ist weit unter dem, was sonst vergleichsweise in Gesundheitsberufen gezahlt wird“, sagte der Politiker dem MDR. „Aufgrund der Situation arbeiten 25 Prozent der Therapeuten, die man eigentlich braucht, nicht in ihrem Beruf.“